D/A-Wandler Moon 100D im Test

Wer sich nach dem Vergleichstest in AUDIO den Moon 300D gekauft hat, wird diesem Artikel vielleicht mit ­gemischten Gefühlen entgegensehen. Immerhin liegen zwischen dem 300er und seinem kleinen Bruder 100D glatte 850 Euro, die eigentlichen Wandler­stufen sollen sich aber stark ähneln. Der 100er ist gleichwohl kein ­abgespeckter 300er, sondern folgt einer anderen Philosophie. Während der 300D die Signale der Digital-Inputs lediglich mit einem Input-Receiver (Cirrus CS8416) umschaltet und ansonsten unverändert dem Wandlerchip füttert, lässt das Eingangs-IC des 100D in den anrückenden Signalen kein Bit auf dem anderen.

Moon-100D-f960x960-ffffff-C-339f15cd-69217160

Die Abtastraten-Wandlung hat Auswirkungen auf Messwerte und Klang eines Wandlers. Wie beim ähnlich konstruierten M1 DAC von Musical Fidelity (der ebenfalls den SRC4392 verwendet) lässt die Pufferung mit anschließender Neuberechnung Taktschwankungen im Quellsignal verschwinden: Egal, wie gut oder schlecht das angeschlossene Laufwerk ist – am Ende stehen hervorragend niedrige Jitterwerte im Messprotokoll.

Moon-100D-f960x960-ffffff-C-d17312ff-69217162

Andererseits bedeutet Upsampling eine Interpretation der Ausgangsdaten, die nicht ohne Rechenfehler abgehen kann. Ob unterm Strich ein Vor- oder Nachteil resultiert, hängt von der Qualität des SRC, der Harmonie mit dem DAC und vielen anderen Faktoren ab.

Dass Simaudio ausgerechnet beim kleinsten Modell den Extra-Aufwand riskiert, leuchtet ein: Der Moon 100D wird in der Praxis deutlich häufiger als sein Bruder auf jitterverseuchte Quellen stoßen. Nahe­zu frei vom Takt-Tatterich ist freilich der Linn Sneaky DS, der den Moon im Hörtest mit Digital-Streams unterschiedlichster Abtastraten fütterte. Dabei fiel als erstes auf, dass der kleine Moon ­etwas wählerischer ist als der 300D: Die beiden ganz hohen Samplingraten (176.4 und 192kHz) akzeptierte er nicht, wenn der Sneaky DS sie schickte, wohl aber, wenn das AudioPrecision-Messsystem im Labor sie generierte.

Moon-100D-f960x960-ffffff-C-476e8291-69217167

Tonal ähnelten sich die Moons tatsächlich sehr: Beide sind saftig-weich und trotzdem obenrum detailfreudig ab­gestimmt. Größenmaßstab, Abbildungsgenauigkeit und Spielfreude schienen dagegen von der größeren Stromversorgung des 300D zu profitieren (der 100D hat ein Steckernetzteil): Der große Moon spielte merklich kraftvoller, weiträumiger und präsenter, ist den Mehrpreis ­also nach wie vor wert. Erst recht, wenn darüber auch HD-Material laufen soll.

Sprechen Sie uns an!